Tierschutzwelt und Little-Animals

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Wahnsinnshitze … in der Nager/Kleintier-Vermittlungsstelle, 37441 Bad Sachsa – OT Steina / am Harz

In den Sommermonaten kühlen sich die Temperaturen in der Nacht kaum ab. Einen erholsamen Schlaf haben Siegfried und ich schon lange nicht mehr.

Mein Wecker piept mich gegen 5.00Uhr munter. Mein erschöpfter Körperzustand signalisiert mir: „Du benötigst einen Knopf für einen Schleudersitz…. !“  Mit einem Ruck wäre ich dann aus dem Bett …! Kater Fridolin erzählt mir lautstark, dass er Hunger hat. Katze Molli und Hermann räkeln sich längelang in unseren Betten. Am Liebsten würde ich wieder zurück sinken auf mein Kopfkissen…..

Terrassentür aufgemacht, dass frische Luft ins Zimmer strömen kann. Katze Josi beobachtet durch das Katzennetz die Singvögel. Neben ihr kraucht eine Weinbergschnecke in Richtung Blumenbeet. Fridolin erzählt energisch auf mich ein, dass ich die Futterschalen schneller öffnen soll. Er hat HUNGER!

Billy liegt brav in einem Körbchen. Sein Bruder „Püppi“ versteckt sich hinter dem Sofa. Sie nahmen wir vor 4 Tagen auf.

Nachdem ich unsere kleine Rasselbande versorgt habe, nehme ich mir die Zeit im Badezimmer.

Waschen, Zähneputzen und meine Haut eincremen.

Kurze Zeit später verlasse ich das Haus, um für unsere vielen Kaninchen und Meerschweinchen das Grünzeug zu sammeln. Heute schlug ich eine andere Richtung ein. Anfangs sah ich links und rechts , durch die Sonne, verbranntes Grün. Ich ging immer weiter…. bis ich eine Oase von Schafgabe, Löwenzahn und noch grünen Gräsern entdeckte. Diese herrlichen Pflanzen standen zwischen Disteln und Meterhohen Brennnesseln. Mir blieb nichts anderes übrig, ich benötigte die Nahrung für unsere Tiere, also musste ich das Pieksen der Disteln und brennen durch die Nesseln an meinen Händen ertragen. Die Bremsen flogen mich zu Duzend an. Aber durch meine Lotion auf der Haut, war ich geschützt vor derartigen Angriffen.

Als ich weiter ging, musste ich mehrere Abhänge überwinden. Denn auch dort standen Löwenzahnpflanzen zwischen Brennnesseln. Mein Stoffschuhe waren voll gesogen durch die morgendliche Nässe. Ich spürte, dass ich kaum Halt fand. Immer wieder rutschte ich Rückwärts durch die klitschigen Sohlen.
Mein Handwaagen war gut gefüllt. Ein freudiges Gefühl stieg in mir empor. Für zweit Tage hatte ich Grünfutter sammeln können für alle Tiere. Glücklich und zufrieden spazierte ich mit dem Handwaagen nach Hause.

Wie jeden Morgen wartete Siegfried mit dem Frühstück auf mich. Die Gemeinsamkeit tut uns beiden gut.

Am späten Vormittag holen wir die Kaninchen aus den Ställen. Auf der Wiese wächst zur Zeit Klee und Wegerich. Das Gras ist durch die Trockenheit  verwelkt. Trotzdem freuen sich die Kaninchen nach draußen zu kommen.

Um Schatten den Tieren zu geben hilft ein großes Bettlaken. Über der Abdeckung  befestige ich das Tuch stets mit Wäscheklammern .

Die unerträgliche Wärme genießen mit viel Wohlgefühl unsere Landschildkrötenjungs.  Sie rennen durch ihr Außengehege. Ihre Wiese sieht wie eine Steppenlandschaft aus. Ein großer Sonnenschirm spendet auch diesen Tieren Schatten. Drei große Schalen Wasser bieten wir den Tieren stets an. Manchmal muss ich kleine Käfer oder Ameisen aus den Schalen retten.
Ihr Futter besteht u.a. aus Heu, Chicoree , Eisbergsalat, Aprikosen, einige Scheiben grüne Gurken, Tomaten, aus dem Fachhandel gekauftes Schildkrötenfutter und Pfirsichen. Landschildkröten sind kleine Ferkels. Mit dem Panzer matschen sie gern über ihr Futter. Appetitlich sieht dies hinterher nicht aus.

Gegen Nachmittag hören wir deutliche Mähgeräusche. Bei vielen Gartenliebhaber(-innen) muss der Rasen auf eine englische Länge getrimmt werden. Unkräuter, wie Gänseblümchen werden gnadenlos die Köpfchen abgeschnitten. Eine Hummel oder Biene, die sich labend an einer Kleeblüte bereichern will, erhält ebenfalls keine Chance zum weiter leben. Aber im Winter wollen gerade diese Menschen mit einer Selbstverständlichkeit ihren morgendlichen Frühstückshonig auf dem Tisch platziert haben.

Es  stand vor einigen Tagen in der Zeitung, dass viele Falter- und Schmetterlingsarten vor dem Aussterben sind. In unserem Garten fliegen viele verschiedene Falter und Schmetterlinge auf kleine Wiesen- und Staudenblumen. Eine dicke Hummel rettete ich, aus der mit Wasser gefüllten Gießkanne. Sie wäre jämmerlich ertrunken. Pitschenass trug ich sie zur nächsten Blume. Die heißen Sonnenstrahlen trockneten ihre zarten Flügel. Mit lautem Brummen fliegt sie kurze Zeit später an mir vorbei.

Eine Dame kommt aufgeregt mit einem Blumenübertopf an gelaufen. „Frau Weber, Frau Weber“ rief sie von weiten. „Mir ist gerade ein junger Vogel auf den Kopf gefallen!“ In ihrem Behältnis sitzt eine kleine Meise. Mit einer Selbstverständlichkeit überreicht sie mir den Topf und verschwand mit ihrem kleinen Hund um die Ecke.

Siegfried sperrt unsere Katzen aus der Küche. Dem Kleinen fing ich zwei dicke Fliegen, den er/sie mit Heißhunger verschluckte. Zur Spülung gab es einen Tropfen Wasser mit der Spritze. Siegfried rief in der Zwischenzeit ein ganz liebes älteres Ehepaar in Herzberg-Lonau an, die seit vielen Jahren Erfahrungen haben mit Singvögelaufzuchten. Wir bewundern und bestaunen sie, mit welcher Hingabe und Führsorge sie diesen Vögeln widmen. Die kleinen Kerle müssen stündlich gefüttert werden bis es Dunkel wird.  Sie haben vielen Singvögeln durch ihre aufopferungsvolle Arbeit das Leben gerettet. Es ist einfach wundervoll, dass es solche Menschen gibt!

Das ältere Ehepaar holt Pieps mit dem Auto ab. Ein großes Dankeschön!!!!

Wir wünschen ihnen eine gute Fahrt nach Hause. Das Thermometer zeigte nun über 30 °C an. Siegfried verbanne ich ins Haus. Mir ging es Kreislaufmäßig auch nicht mehr wirklich gut. Ich lege mich für eine halbe Stunde ins Bett und schlief richtig fest ein. Bis mich dann der Telefonklingelton weckt. Es war unsere Freundin aus Thüringen, die ebenfalls Tag und Nacht für armselige Tiere ein setzt und pflegt. Sie erzählt uns, dass sie gerade 3, 2 Tage alte Katzenwelpen,  an einer Mülltonne gefunden hat. Sie sind übersäht mit Ameisen. Daneben steht ein Päckchen Katzen-Trockenfutter von Gut und Günstig. Trotz Belebungsversuche und Säuberung der Tiere, überlebt nur ein Baby.

Unsere Katzen/Kaninchen/Meerschweinchen liegen platt ausgestreckt am Boden. Sie tuen mir so leid. Die Hitze ist unerträglich geworden. Mein mühsam gesammeltes Frischfutter für die Nager liegt fast unberührt auf ihren Futterplätzen. Ich habe die Hoffnung, dass sie ihr Obst/Gemüse/Grünzeug in der Nacht fressen. Ich bete jeden Tag von neuem, dass kein Tier stirbt.
Unsere Tiere können sich bewegen in ihren Ställen. Aber wie fühlen sich die Zuchttiere, die in einer engen Holzbehausung oder Drahtgittern eng zusammen gepfercht ihr ganzes Leben tristen müssen? Nur der Tod ist eine Erlösung! Ich muss mich zwingen, meine traurigen Gedanken nicht weiter zu denken…..
Vor kurzem las ich ein Zitat:

Lieber Gott,
gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann.

Gib mir den Mut,
Dinge zu ändern,
die ich ändern kann.

Gib mir die Weisheit,
eines vom anderen
zu unterscheiden.
Oetinger

Am späten Nachmittag bereite ich allen Tieren ihr Abendbrot. Am Himmel sehen wir dicke Quellwolken, die ein Gewitter erahnen lassen. Mit den Transportboxen tragen wir die  Nager in ihre Ställe. Junge Kaninchenkinder versprühen viel Energie und Freude. Die älteren Tiere dagegen liegen wie Regungslos längelang ausgestreckt im Stroh. Sie verkraften die drückende Hitze ebenso schlecht, wie wir.

Abends holen wir unsere Landschildkröten ins Haus. Wenn es nach ihnen gehen würde, blieben sie draußen unter einem Grasbüschel oder Wurzel versteckt liegen. Das Risiko die Tiere über die Nacht draußen zu lassen, gehe ich nicht ein. Waschbären und Mader sind Fressfeinde. Schildkröten werden nur durch Wärme Aktiv.

Unser Hermann, ein Freigängerkater, holen wir ebenfalls kurz vor dem Dunkelwerden ins Haus. Am Tag genießt er seine Freiheit. 10 Jahre lang lebte er ohne menschliche Liebe. Vor drei Jahren kam er zu uns. Und entwickelte sich als Knuddelbärchen.

Wir wünschen allen Tierfreunden eine kleine Abkühlung
und verbleiben mit herzlichen Grüßen
Beatrix und Siegfried Weber

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