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Mit dem Herbst beginnt die Igelzeit

Es ist kaum zu übersehen – das Laub beginnt sich zu verfärben, die Früchte der Bäume beginnen abzufallen . Das veranlaßt viele Menschen mit Hilfe der Medien, das alljährliche Thema – Hilfe für den Igel -wieder wahrzunehmen.
Der Igel ist seit so vielen Jahren ein Sympathieträger, obwohl er kein Kuscheltier ist.
Diese Sympathie wurde durch einen Aufruf von Prof. Bernhard Grzymek im Fernsehen in den 70igr Jahren mit bleibendem Erinnerungswert verstärkt.
Es war die Zeit, in der wir noch sehr sorglos mit der Giftspritze im Garten umgingen und noch mehr als jetzt heimische Pflanzen gnadenlos als Unkraut entfernten, die doch Heimat und Kinderstube für die Futtertiere der Igel, die Insekten sind.
Zu der Zeit wußte man noch sehr wenig über die Bedürfnisse des Igels und so hat Dr. Grzymek auch versäumt, konkret zu sagen, wie richtige Hilfe auszusehen hat.
Noch heute wissen viele Menschen nicht, daß Igel
I n s e k t e n f r e s s e r sind und keine Nager, die Äpfelchen und Möhrchen zu sich nehmen.

Igel gehören eben nicht zum jagbaren Wild und
sie gehören auch nicht zu den Nutztieren.

Es setzte mit guter Absicht förmlich eine Igelaufnahmewelle ein.Ebenso schossen Stationen aus dem Boden, die bald merkten, daß es teuer wurde und die Anträge auf Kostenübernahme bei Städten und Verbänden stellten.(Der Begriff Igelstation ist nicht geschützt)
Da es an Sachkunde mangelte, wurden viel zu viele Igel mit viel Liebe totgepflegt.Leider ist es noch heute so, weil sich die Medien nicht die Mühe machen, zeitgemäße wissenschaftliche Erkenntnisse in ihre Berichterstattung aufzunehmen. Eher geht es ihnen über eine emotionale Berichterstattung über engagierte “”Igelmütter”". Nach Sachkunde wird nicht gefragt .Dem Igel schadet es oft mehr, als es ihm hilft.
Ich möchte verweisen auf die fundierten Veröffentlichungen von Pro Igel, die man auch im Internet unter www.pro-igel.de findet.

Es geistern auch noch in allen Köpfen die berühmten 600 g, die ein Igel haben muß , herum.
Aber was sind schon Grammzahlen? Kein Igel wird mit 600 g geboren. Und auch ein viel schwererer Igel kann sehr krank oder verletzt sein
.
Das Gewicht allein ist kein Kriterium für die Hilfsbedürftigkeit eines Igels.

G e s u n d e Igel sind
1.dämmerungs-und nachtaktiv.
2. seine Körperform ist tropfenförmig
(vorne spitz, hinten rund)
3. er halbkugelförmige hervorstehende
Knopfaugen
4. seine Nase ist feucht
5. er rollt sich bei Annäherung fest zu einer
Kugel ein und bleibt so bis die
vermeintliche Gefahr vorüber ist. Allerdings
- wenn die Fluchtdistanz reicht, rennt er
auch erstaunlich schnell in Deckung.
6. er stellt seine Stacheln kreuz und quer auf.
7. Der Kot gesusnder tiere ist ein festes
dunkles Würstchen
8. die Körpertemperatur der Tiere ist
warm.
Kranke und damit hilfsbedürftige Igel

1. werden sie am Tag gefunden
2. ihre Körperform ist walzenförmig
3. sie haben oft einen erkennbaren
Halsansatz (Nackendelle)
4. die Augen werden oft nur
schlitzförmig geöffnet oder sind
geschlossen.
5. die Nase ist meist trocken
6. die Körpertemperatur kann kühl sein
7 Der Gang kranker Igel ist langsam,
ggf.wackelig oder sie liegen
deckungslos
8. Kranke Igel rollen sich kaum ein
oder sehr schnell wieder aus, wirken
zahm und zutraulich.
9. die Stacheln werden nich aufgestellt.
10. Der Kot ist weich, oft grünschleimig,
er kann auch Blutbeimengungen
haben.
11. Häufig versammeln sich viele dicke
Fliegen um kranke oder verletzte
Igel. Sie legen ihre gelben dicken
Eierpaktete auf dem Igel ab, aus
denen rasch Maden schlüpfen, die
dann am Igel fressen.

Verletzte und kranke Igel brauchen ganzjährig unverzügliche sachkundige Hilfe

Futter und Unterkunft heilen keine Krankheiten

Die Grammzahl kranker Igel ist unerheblich

A c h t u n g

wer einkrankes Tier anfaßt, muß darauf achten, daß er sich nicht infiziert.
(Eitererreger, Salmonellen etc.)
Meist genügt ein sehr gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife.

Und nun kommen doch noch die Grammzahlen ins Spiel:

Igel, die noch nach Frosteinbruch mit einem Gewicht unter 500g herumlaufen, sind hilfsbedürftig
Sie haben für den Winterschlaf nicht die nötigen Fettreserven.
Untergewicht ist meist krankheitsbedingt und damit behandlungsbedürftig. wenn die Überwinterung gelingen soll.

Eine Herreinnahme ins Haus aus Gewichtsgründen ist vor Frosteinbruch nicht erforderlich
Wir haben bis in den September hinein Wurfzeit. Im August oder Sept. geborene Igel können im Oktober noch keine 600 g auf die Waage bringen.
Bei guten Bedingungen draußen und ausreichemdem Futterangebot können sie in Freiheit wöchentlich noch ca . 50 g. zunehmen
Lediglich Tagaktivität und auffallende Krankheitsanzeichen oder Verletzungen , gleichgültig zu welcher Jahreszeit – rechtfertigen eine Herreinnahme ins Haus lt. Tierschutzgesetz.
Damit verbunden ist aber auch die Notwendigkeit ein Tier qualifiziert unterzubringen und behandeln zu lassen.

Igel brauchen als Unterkunft im Haus (Keller) ein Gehege von mindestens 1, 5 qm , denn sie müssen laufen können. In zu engem Gehege drohen Lähmungen.
Sie brauchen ein Schlafhaus mit einer ca. 10x10cm großen Öffnung, in das sie sich zurückziehen können.
Beides, Gehege und Schlafhaus werden nur mit Zeitunspapier ausgelegt. (Heu und Streu werden ins Futter und ins Fell verteilt und sind unhygienisch, Außerdem kann man von Zeitung Kotproben zur Untersuchung entnhemen und die Beschaffenheit beurteilen.(Wichtig für die Beurteilung des Gesundheitzustandes.)
Ins Schlafhaus kommt noch etwas Knüllpapier . es schafft für den Igel etwas Gemütlichkeit und Wärme.
Alles muß mindestens 1x täglich gewechselt werden, denn Auberkeit ist wichtig .

Igel brauchen 2 standfeste Gefäße für Wasser und Futter.
Gut geeignet sind glasierte Blumenuntersätzer aus Ton.

Das Futter sollte so bemessen sein, daß der Igel bis zu einem Gewicht von ca.800 g , wöchentlich ca 50 g zunimmt. ( regelmäßige Gewichtskontrolle, Pflegeprotokoll führen)
Das Futter sollte z. B. aus Katzenfutter mit wenigen Tropfen eines guten Öls und etwas Kleie bestehen.
Katzenfutter ist zu mager und der Kot ohne den Ballaststoff Kleie ist zu weich und riecht unangenehm.

Beliebt ist auch kegkochtess Hühnerfleisch, grob zerkleinert, Flügel können mit Knochen gegeben werden, Hals eignet sich zum Zähneputzen, auch das mit etwas Kleie gemischt.

Ebenso geeignet ist in der Pfanne mit wenigen Tropfen Öl gestocktes Rührei
oder angebratenes Rinderhack – ebenso mit wenig Öl und Kleie

Igel lieben wie Menschen Abwechslung im Speiseplan, das ist auch wegen der Närstoffversorgung wichtig.
Als Insektenfresser brauchen sie kein Obst, keine Nüsse, oder div. andere Dinge.

Ein Wort zum Schuß
Igelstationen gibt es nicht flächendeckend, Bei Bedarf vermittelt Pro Igel die nächstgelegene qualifizierte Station
Igelstationen sind in der Regel Provatinitiativen und keine institutionellen Abgabestellen für Fundigel
Sie werden privat betrieben und finanziert.
Eine stationäre Aufnahme der Igel ist nur in Ausnahmefällen und in begrenzter Anzahl möglich. Gerade im Herbst werden die Stationen weit über ihre Möglichkeiten frequentiert.
Wer ein Tier findet und an sich nimmt, ist dafür verantwortlich.
Auch die engagierten kundigen Menschen in einer Igelstation sind nur begrenzt sowohl mit Arbeit , wie auch finanziell belastbar.

Igelstationen freuen sich über Finder, die die Kosten mittragen und ihr gesund gepflegtes Tier anschließend nach Beratung selbst über den Winter weiterversorgen.

Karin Oehl

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Eine Genehmigung zur Veröffentlichung des Textes  von Frau Karin Oehl liegt uns vor.

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