Eine Tiergeschichte von Karin Oehl
Da oben sitzt er auf den Resten von abgeschnittenen Bäumen. Genüßlich zerreißt er mit seinem krummen Schnabel sein Frühstück.
Das erste Mal, als wir Hubert sahen, saß er in den noch stehenden Bäumen, wirkte schwach und zerrupft.
Krähen attackierten ihn und er fühlte sich offensichtlich unwohl.
Er beobachtete, wie sie Futter von einem Vordach aufnahmen und hungrig wie er wohl war, wagte er sich irgendwann auch dorthin.
Hubert wurde kräftiger und ließ sich nicht mehr alles gefallen. Er frühstückte, auch wenn mal eine Rabenkrähe ihn am Schwanz zog.
Die Frau, die das Futter auslegt, hat ein besonderes Faible für Vögel aller Art.
Hubert war etwas Besonderes in unserem Wohngebiet -ein Bussard.
Hubert ist schlau, inzwischen kommt er sehr früh, fordert sein Frühstück, in der Regel Hähnchenherzen und er weiß, wann ihn die Rabenkrähen in Frieden lassen.
Wehe die Dame ist mal nicht da oder füttert nicht früh genug, dann sitzt er in der Nähe und schaut sehr durchdringend in ihr Schlafzimmer, ruft auch schon mal. Normalerweise ist er von vornehmer Zurückhaltung, was die Laute betrifft. Uns scheint, er hat zugenommen und ist größer und viel kräftiger geworden. Selbstbewußt ist er ganz sicher.
Ist es vielleicht sogar eine Hubertine? Nun, so genau, daß wir vergleichen können, läßt er uns auch nicht ran. Muß er auch nicht!
Angst vor ihm muß kein Vogel hier haben, man geht respektvoll miteinander um, man geht sich aus dem Wege, wenn es geboten erscheint.
Und wir? Wir haben usnere Freude an dem stattlichen Vogel, der zu uns in die Nähe kommt. Er ist frei und soll es bleiben!
Sein Frühstück und gelegentlich ein Abendessen für ihn ist immer drin.