Tierschützer schlagen Alarm: Im ganzen Land explodiert die Zahl der freilaufenden Katzen. Tierheime können sie nicht mehr aufnehmen, sie werden krank und verhungern. Um das Problem zu lösen, soll die Fortpflanzung der Tiere durch eine Operation verhindert werden.
“Ganz Schreckliches” befürchtet Margot Schneider, die Leiterin des Tierheimes Oekoven in Rommerskirchen, für die nächsten Monate. “Die ersten Würfe junger Kätzchen haben wir schon bekommen”, berichtet die Tierheimleiterin. Hunderte würden in den nächsten Monaten hinzukommen. “2009 haben wir 730 Katzen aufgenommen. So viele wie noch nie. Dieses Jahr werden es noch mehr sein”, vermutet Margot Schneider. Die Ursache des Katzenelends ist eindeutig: Viel zu wenig Katzen mit Freigang werden kastriert.
Bundesweit droht nach Einschätzung des Deutschen Tierschutzbundes eine Katzenschwemme. Die Tierschützer rechnen vor: “Angenommen, dass eine Katze wenigstens zweimal im Jahr Nachwuchs bekommt, jeweils nur drei Junge pro Wurf überleben und die Katzen sich jeweils fremde Partner suchen, ergibt dies nach zehn Jahren die Anzahl von mehr als 240 Millionen Nachkommen.”
Oft werden die Katzen einfach ausgesetzt. Ohne Zufütterung finden sie nicht mehr genug Nahrung und verhungern. Sie erkranken an Katzenschnupfen oder anderen Tierseuchen mit bleibenden Schäden wie Blindheit oder Atemnot. Wenn die Tiere Glück haben, landen sie in einem Tierheim, wo sie versorgt werden. Die enormen Kosten tragen Kommunen und Tierschutzvereine. Verwildern sie, werden sie für manchen Bürger zum Ärgernis. Lautstark tragen sie nachts ihre Revierkämpfe aus. Beschwerden über durch Katzenkot verdreckte Spielplätze und Parks sind immer öfter zu hören. Mediziner warnen vor der Übertragung von Krankheiten – nicht nur auf Tiere, sondern auch auf Menschen.
Der Tierschutzbund hat deshalb Bundesministerin Ilse Aigner den Entwurf einer Tierschutz-Katzenverordnung übermittelt. Ziel ist es, durch eine Kastrationspflicht der ungewollten Vermehrung und dem damit verbundenen Elend der vielen jungen Katzen entgegenzuwirken. In Österreich gibt es ähnliche Vorschriften. In Deutschland schieben Bund und Länder die Verantwortung den Kommunen zu. “Es ist Sache der Städte, ob sie eine Kastrationspflicht für Katzen einführen”, sagt NRW-Umweltminister Eckart Uhlenberg (CDU), fügt aber hinzu: “Wenn eine Stadt ein Problem mit zu vielen Katzen hat, und die Pflicht einführt, begrüßen wir die Entscheidung, weil so Überpopulationen eingedämmt werden können.”
Paderborn hat als erste Stadt in NRW 2008 die Kastrationspflicht für Katzen eingeführt. Tierhaltern, die ihr nicht nachkommen, droht eine Geldstrafe von bis zu 500 Euro. Auch wenn noch kein Katzenbesitzer zahlen musste und die Kontrolle praktisch schwer möglich ist, ist der Leiter des Paderborner Ordnungsamtes, Udo Olschewski, mit dem Erfolg der Verordnung durchaus zufrieden. Wurden früher jährlich 500 bis 600 Katzen in Paderborn kastriert, so waren es 2009 fast 800. Aufnahmestopps, die in vielen Tierheimen für Katzen galten, konnten aufgehoben werden.
Das Paderborner Modell macht Schule. Die Tierschutzorganisation Peta hat 120 Städte angeschrieben, um sie von der Kastrationspflicht zu überzeugen. Viele Lokalpolitiker sollen Interesse bekundet haben – unter anderem in Duisburg, Aachen und Siegen. In der Landeshauptstadt Düsseldorf, wo nach Schätzung des dortigen Katzenschutzbundes 50 000 freilaufende Katzen leben, hat der Ausschuss für Ordnung und Verkehr die Verwaltung bereits beauftragt, eine entsprechende Verordnung zu erarbeiten. Auch in Neuss liegt den Politikern ein Bürgerantrag zur Katzenkastrationspflicht vor.
Nicht kastrierte Katzen sind aber keinesfalls nur in Städten ein Problem. Auch auf vielen Bauernhöfen herrschen nach Erfahrungen von Margot Schneider vom Tierheim Oekoven in dieser Hinsicht katastrophale Zustände. “Da leben dann 20, 30 Katzen. Fast alle sind krank. Zudem herrscht unter den Tieren totale Inzucht”, klagt die Tierschützerin. Das Argument vieler Landwirte, kastrierte Katzen fingen keine Mäuse mehr, sei “völliger Schwachsinn”. Oft scheuten die Bauern auch die Kosten für den Tierarzt. Dennoch will Margot Schneider ihren Kampf nicht aufgeben. Erst kürzlich habe ein Landwirt alle seine Katzen kastrieren lassen. “Nachdem ich 17 Jahre darauf gedrängt habe”, sagt die Tierschützerin.
Seit sechs Jahren setzt sich Karin Stautzebach aus Bergheim für die Kastrationspflicht bei Katzen ein. Sie ist froh, dass nach zweijährigem Bemühen vergangene Woche die Lokalpolitiker einem entsprechenden Antrag zugestimmt haben. “Doch das reicht nicht”, sagt die Tierschützerin. “Es darf nicht in jeder Kommune jahrelang debattiert werden. Wir brauchen eine bundesweite Regelung.”
Quelle RP-Online:
http://nachrichten.rp-online.de/regional/kastrationspflicht-fuer-katzen-gefordert-1.75457
Pressemeldung DTB: Elend der Katzen beenden – Katzenverordnung als Gesetzesvorlage für Aigner
http://www.tierschutzbund.de/3943.html
GUTACHTEN: «Kastrationspflicht für Freigängerkatzen» von Rechtsanwalt Dr. Küttner Düsseldorf
Frau Becker von der AGT Langenfeld hatte Herrn Dr. Küttner aus Düsseldorf damit beauftragt, ein Gutachten anzufertigen, um die Streunerkatzen-Katzenkastrations-Problematik aus verwaltungsrechtlicher Sicht zu beleuchten. Herr Dr. Küttner gilt als ausgewiesener Verwaltungsexperte, der auch den Prozess vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zur §11-Problematik Pflegestellen (BVerwG 7 C 9.08) gewonnen hat.
Zu prüfen war, ob eine von einer Gemeinde zu erlassene Norm mit dem Inhalt, dass private Katzenhalterinnen und Katzenhalter, die ihrer Katze oder ihren Katzen Zugang ins Freie gewähren, diese zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Tätowierung oder Microchip kennzeichnen zu lassen haben, rechtmäßig ist. Gegenstand des Gutachtens war nicht, ob dies auch für Gewerbetreibende gelten kann, die gewerblich Katzen züchten.
Download Gutachten:
http://ZERGportal.de/pdf/Gutachten-Kastrationpflicht-Katzen.pdf
Interessengemeinschaft Pro Katzenschutzverordnung
http://www.katzenschutzverordnung.katzenhilfe-westerwald.de
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