Eine wahre Geschichte: Igel im Müll gefunden
Gerettet – stachlige Bürste im Müll gefunden!
Ein Bericht von Karin Oehl – und von Willibald, dem Albino-Igel
Ein Mann aus einem Mietshaus entsorgte Hausmüll in einem großen Container und bemerkte darin eine weiße Bürste, die sich bewegte.
Er stieg in die Mülltonne und barg einen Albino-Igel.
Von allein konnte das Tier niemals dort hinein gekommen sein! Der Igel wurde in meine Station gebracht.
Ich untersuchte ihn: Er war unverletzt und kerngesund. Noch am gleichen Abend ließ ich ihn in einem neuen, ungefährlicheren Lebensraum frei.
Willibald erzählt: „Wie ich als dicker Igel in den Müllcontainer eines Mehrfamilienhauses gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall war ich gefangen und fühlte mich elend – überall glatte Wände, nirgends ein Ausgang – und außerdem ein fürchterlicher Gestank. Das war für die feine Nase eines gestandenen Igelmannes wie mich eine Katastrophe!
Plötzlich hörte ich ein Geräusch und es wurde taghell, als sich der Deckel
meines Gefängnisses öffnete. Schnell rollte ich mich zur Stachelkugel zusammen.
Von oben fiel etwas neben mich, Müll… Dann kletterte ein Mann in den Container. Er hatte mich entdeckt! Zuerst meinte er, ich sei eine alte Bürste, aber als ich mich bewegte, war ihm klar, dass ich ein lebendiges Tier bin und er befreite mich aus dem Dreck. Das Gefängnis, in das ich nun verfrachtet wurde, war viel kleiner – ein Eimer mit Deckel und einem Luftloch. Ich wollte raus, hatte aber keine Chance. Der Mensch legte ein weiches Tuch in den Eimer, aber besser war es so nicht, eingesperrt ist eingesperrt!
Dann sprach er lange mit einer Igelstation – was auch immer das sein mag. Er erzählte, dass er Angst habe, ich könne verletzt sein. Die „Igelstation“ wollte mich sehen, also steckte mein Retter den Eimer mit mir darin in seinen Rucksack, eilte zur Straßenbahn, wo es mich nur so schüttelte, und fuhr dorthin.
Vorsichtshalber blieb ich fest eingerollt. Als wir angekommen waren, wurde ich von einer Frau untersucht – dabei hätte ich gleich sagen können, dass ich unverletzt, ein erwachsener Igelmann und außerdem ein Albino bin.
Dann wurde ich gewogen; ich brachte über ein Kilo auf die Waage! Nun musste ich wieder umziehen, diesmal in einen großen Behälter mit Zeitungsteppich und einer Schachtel als Nest. Außerdem gab man mir eine Igelschützerin mit Herz und Verstand.
Schälchen Wasser und verführerisch riechendes Futter. Endlich Ruhe, da wagte ich, meine Nase hervorzustrecken. Dem Futter konnte ich schließlich nicht mehr widerstehen, hm! Nach der Mahlzeit schlief ich ein und am Abend erwachte ich – oh Wunder – in einem Klostergarten, in der Freiheit!
Hier gibt es durchgängige Zäune, dahinter eine Wiese mit Käfern und Insekten.
Eine Straße ist nicht in der Nähe, aber Büsche als Unterschlupf und ein kleiner Naturteich. Hier bleibe ich, von einem solchen Lebensraum kann man nur träumen, auch wenn alles noch arg neu ist.
Dem Mensch, der mich in die Mülltonne geworfen hat,
wünsche ich nichts Gutes, meinen Rettern dagegen sage ich ein herzliches Dankeschön!“
Liebe Grüße
Karin Oehl
