Tierschutzwelt und Little-Animals

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Türchen 20: eine Mahlzeit am Tag…

von Hannelore Rodrian

Schon vor 40 Jahren gab es Streunerkatzen in Berlin. Wahrscheinlich auch schon vorher. Meine früheste Erinnerung – ich war höchstens vier Jahre alt und trappelte mit Oma zum Friedhof um Opa zu besuchen – war eine schwarze Katze im stillgelegten Schienenschacht einer Straßenbahn. Eine tote schwarze Katze.

Vor 40 Jahren reichte es noch in Kreuzberg einen Laden anzumieten und die eingesammelten Straßenschnurrer dort unterzubringen, um sie weiter zu vermitteln. Es waren so zehn bis fünfzehn Miezen.

Als ich Berlin verließ lag die geschätzte Dunkelziffer bei mindestens 200.000. Für die gesamte Republik geht man von 2 Mio. aus. Ich vermute eher die doppelte Anzahl.

Ob nun zwei oder vier Millionen – auch 200 wäre eine beschämende Zahl. Nur schämen sich offenbar die Falschen – wie stets.

Landesweite Kastrationspflicht? Gibt es allenfalls regional und wird dann frenetisch gefeiert. Behördliche Finanzierung besagter Kastrationspflicht? Die liegt auf den Schultern der Tierschutzvereine oder einzelner Verbände oder einzelner Bürger.

Heute vor einem Jahr habe ich HennyMau aufgenommen. Laut Angaben der Tierschützer die sie mir brachten und schon vor Jahren kastrieren ließen, hat sie etwa 7 Jahre auf der Straße überlebt.

Sie wog knappe 3 kg, das Fell war von Eiter verklebt, der ihr aus dem Mäulchen lief, und sie konnte nicht fressen weil die Maulhöhle von Herpes befallen war.  Irgendwann musste sie Katzenschnupfen überstanden haben, denn der Virus ist noch in ihr. Als sie nicht mehr weiter konnte hockte sie sich unter einen Busch und schrie das Gott erbarm. Da wog sie gerade noch 2 kg. Auf die 3 kg mit denen sie zu mir kam hatte man sie dann hoch gepäppelt.

Heute wiegt sie mindestens das Doppelte und Futterfassen ist ihr größtes Glück. Sie wirkt gesund und munter – aber dieses Wohlbefinden wird durch hohe Dosen Cortison erkauft, die sie früher oder später auch umbringen werden.

Vermutlich eher später als früher, denke ich mal… das Leben hat ja noch nie so viel Spaß gemacht…

Vor einem halben Jahr ging Julchen in die Falle, die ich eigentlich für eine angeblich rollige Katze aufgestellt hatte. (wie sich später herausstellte war es ein stimmgewaltiger Kater, der noch wochenlang herumschrie und inzwischen von Carolyn, fünf Häuser weiter, versorgt wird.)

Julchen schoss fauchend und zischend heraus – und ging dennoch immer wieder hinein, was eigentlich keine Katze von Verstand auch nur zweimal tut. Offenbar war der Hunger stärker als der Verstand.

Seither bekommt sie einmal täglich eine Mahlzeit. Eine große Mahlzeit, denn sie muss ja 24 Stunden anhalten. Ein Häuschen habe ich ihr auch gebaut, aber sie nutzt es bisher als überdachtes Restaurant. Wo sie schläft weiß ich nicht, vermutlich in irgendeiner Scheune. Näher als einen halben Meter darf ich nicht an sie heran und sie ist auch beim Fressen ständig auf der Hut.

Sie ist wunderhübsch und inzwischen begrüßt sie mich sogar – manchmal – mit einem klagenden „Mieeee…“ Das „au“ bleibt irgendwo stecken.

Laut gesetzlicher Definition gehört sie mir, weil ich sie versorge. Sie ist kein Fundtier sondern ein herrenloses Tier. Das ist ein feiner und gemeiner Unterschied, weil sich die Kommunen damit um den Pauschalpreis zur Kostenabdeckung für die Unterbringung drücken können.

Spielt ja hier auch gar keine Rolle weil ich Julchen ohnehin in keinen Tierheimzwinger sperren würde.

Im Frühjahr wird sich zeigen ob ich sie noch mal einfangen muss. Um ihr das Muttersein zu ersparen.

Die Anzahl der Vereine und Verbände die sich um das Leid der Katzen kümmern ist lang – viel zu lang um sie alle hier aufzuführen. Sie alle brauchen Spenden; für Futter, für Tierarzt, für Unterbringung.

Und alle haben diese Spenden bitter nötig um auch nur einen Bruchteil des Leides lindern zu können, dem die herrenlosen Katzen in unserem Land ausgesetzt sind.

Einmal googeln reicht…

 

Hund und Katze

Miezel, eine schlaue Katze, Molly, ein begabter Hund,
Wohnhaft an demselben Platze, Hassten sich aus Herzensgrund.

Schon der Ausdruck ihrer Mienen, Bei gesträubter Haarfrisur,
Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen Ist von Liebe keine Spur.

Doch wenn Miezel in dem Baume, Wo sie meistens hin entwich,
Friedlich dasitzt, wie im Traume, Dann ist Molly außer sich.

Beide lebten in der Scheune, Die gefüllt mit frischem Heu.
Alle beide hatten Kleine, Molly zwei und Miezel drei.

Einst zur Jagd ging Miezel wieder Auf das Feld. Da geht es bumm.
Der Herr Förster schoss sie nieder. Ihre Lebenszeit ist um.

Oh, wie jämmerlich miauen Die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen, Und ihr Herz geht aus dem Leim.

Und sie trägt sie kurz entschlossen Zu der eignen Lagerstatt,
Wo sie nunmehr fünf Genossen An der Brust zu Gaste hat.

Mensch mit traurigem Gesichte, Sprich nicht nur von Leid und Streit.
Auch in Brehms Naturgeschichte Findet sich Barmherzigkeit.

Wilhelm Busch

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