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Rettet das Huhn e.V. im Januar 2018 – Auf neuen und alten Wegen: 1064 Hennen und 10 Hähne ins Leben gebracht!

Am ersten Januarwochenende machten wir uns auf den Weg in zwei Ställe, die unterschiedlicher kaum sein konnten: Übernehmen und somit vor der Schlachtung bewahren, durften wir 780 Hennen aus einem Freilandbetrieb in Niedersachsen, mit dem wir schon seit über 4 Jahren kooperieren, und 284 Hennen aus einem  Bodenhaltungsbetrieb im Rheinland, in den wir zum ersten Mal zur Ausstallung kommen durften.

Im Rheinland begegnete uns im Herbst beim Vorgespräch mit dem uns noch unbekannten Betreiber und der kurzen Stallbegehung das traurige Bild einer Bodenhaltung….Ein lang gestreckter, flacher, fensterloser  Bau, und hinter den tristen Mauern die blassen kleinen Gestalten, dicht an dicht zusammengepfercht, gesetzeskonform mit 9 Hennen pro einem Quadratmeter, ohne Tageslicht, ohne Beschäftigungsmöglichkeit, auf dem Boden in den eigenen Exkrementen oder auf den harten Gittern der Kotgrube stehend, ein ganzes langes Jahr…  Sandra entdeckte bei dem kurzen Stallbesuch in der Masse sofort eine kleine, kranke oder stark geschwächte Henne und bot dem Betreiber an, dieses eine Tier sofort zu übernehmen, war sie doch offensichtlich krank und würde ohnehin kaum noch zum Legen taugen… Große Augen, skeptische, verständnislose Blicke ihres Gegenübers -  und schon befanden wir uns wieder im Spagat über dem riesigen Spalt zwischen unserem Verständnis vom Recht auf Leben und Mitgefühl für jedes einzelne Tier und dem Weltbild eines „Nutz“tierhalters, der über seine Tiere in Produktionseinheiten denkt. Gerade zu Beginn einer Kooperation ist die Skepsis der Betreiber uns gegenüber riesengroß, und damit sie uns „Tierschützern“ die Stalltüren öffnen und schließlich die Zustimmung für eine Rettung geben, muss zunächst eine Ebene gefunden werden, auf der wir miteinander reden können. Die Erfahrungen der letzten Jahre lehrten uns, dass hier, in diesen ersten Minuten des Kennenlernens nicht der Moment war, um auf der Herausgabe der kranken Henne zu beharren. Zu groß war die Gefahr, die ganze Kooperation aufs Spiel zu setzen, noch ehe sie begonnen hatte. Also ließ Sandra schließlich davon ab und setzte das Gespräch stattdessen wieder über die geplante Ausstallung fort, erklärte unser Vorgehen, versicherte unsere Zuverlässigkeit und Diskretion, bekam schließlich die Zustimmung und vereinbarte den Termin für die Rettung… Die Stalltüre schloss sich, die kranke Henne blieb zurück. Bei aller Freude über die geglückte Einigung war dies so schmerzhaft und kaum zu ertragen. Für sie würde es wohl zu spät sein, sie würde den Rettungstag nicht mehr erleben. Wie so viele andere, die wir nie zu Gesicht bekommen, die wir niemals kennen lernen, die das Jahr im Legebetrieb nicht überleben.

Wir bieten allen kooperierenden Betrieben an, kranke oder schwache Tiere auch vorzeitig abzuholen und bitten darum, informiert zu werden, wenn die Betreiber während des Jahres ein krankes oder schwaches Tier entdecken. In der Regel ernten wir dafür zunächst Kopfschütteln, fragende, verwirrte und manchmal fast spöttische Reaktionen. Im Laufe der Kooperation, nach 2 oder 3 Ausstallungen, gibt es aber in fast allen Betreibern einen Wandel. Spott, Skepsis und Unverständnis weichen und plötzlich markieren sie kranke Tiere in ihren Beständen, rufen uns an und lassen uns die Tiere abholen, damit auch diese Hennen eine Chance auf Rettung haben und nicht qualvoll im Betrieb verenden müssen.

Wenige Wochen vor dem Rettungstermin bekamen wir schließlich die Mitteilung aus dem Rheinländer Betrieb, dass wir nicht wie vereinbart alle circa 500 Hennen abholen dürften,  sondern nur circa 350, da vorher noch ein Teil der Hennen privat zur Schlachtung verkauft werden sollte. Traurig mussten wir auch das hinnehmen. 150 Hennen, deren Rettung so kurz bevorstand , würden nach einem traurigen Dasein in Enge und  künstlichem Licht nun doch nicht die Sonne und ein glückliches Leben kennenlernen….

Diese schmerzhaften Voreindrücke mündeten schließlich im Rettungstag…: Statt der geplanten 350 fand Sandra mit ihrem Team nur noch 284 Hennen im Stall vor. Viele der Hennen waren pflegebedürftig und schwach, 18 Hennen verblieben als Pfleglinge in unserer Obhut, 15 davon mussten aufgrund von Bauchdeckenbrüchen, Bauchfettgeschwulsten, Schichteiern und Entzündungen und Verklebungen im Legedarm operiert werden, eine Henne starb dabei während der Narkose, 2 mussten erlöst werden. Allesamt sind dies Erkrankungen , die deutlich machen, welche brutalen körperlichen Folgen diese auf höchste, abnorme Eierleistung qualgezüchteten Hennen erleiden müssen. Es gab noch eine Henne mit Kloakenvorfall, zwei sehr schwache, die mittels Kropfsonde ernährt werden mussten und fast alle hatten extrem lange Krallen, die ein normales Laufen kaum noch möglich machten. Wenigstens 266 Hennen konnten aber direkt an ihre neuen Hühnereltern übergeben werden, die wie immer schon aufgeregt am Abholort warteten und mit ihrer Zuneigung, Fürsorge und liebevoll zurechtgemachten kuscheligen Hühnerheimen nun alles daran setzen, die Zeit vergessen zu machen und ihnen von nun an nur noch glückliche Hühnertage zu schenken. Wir sind trotz der ersten traurigen Hürden froh und dankbar für jedes Leben, das wir in diesem Betrieb retten konnten und sind auch voller Hoffnung, das sich die Türen dort auch zukünftig wieder für uns öffnen und wir im Laufe der Zeit auch noch mehr für die Tiere dort erreichen können.

Beinahe das Kontrastprogramm  erwartete uns am nächsten Morgen in der Freilandhaltung in Niedersachsen – bei unserer 14. Rettungsaktion in diesem Betrieb. Um vier Uhr morgens in dunkler Januarnacht begannen wir die Ausstallung und wurden dabei von einem ZDF-Team für einen Bericht für die Sendung Terra Xpress (Ausstrahlung im März, den genauen Termin geben wir noch bekannt) begleitet. Die Hennen waren – wie hier fast immer- in einem außerordentlich guten Zustand. Kaum fehlende Federn, so gut wie keine Pflegefälle, und die Anzahl der Hennen, die sich nach dem Legejahr noch im Stall befanden, hatte uns der Landwirt wieder einmal fast aufs Huhn genau vorausgesagt. So konnten wir 780 schlaftrunkene Hühnchen stressarm und schnell in unsere Boxen bringen und auf die Transporte an 11 Übergabeorte in Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Berlin und Thüringen schicken, wo sie schon voller Vorfreude von ihren neuen Besitzern erwartet wurden.

Wir freuen uns für 1064 Tiere, die wir in diesem Januar retten konnten und die nun ihr Leben genießen dürfen, mit allen Freuden, die ein Huhn haben kann.

Aber wir denken auch an die, die es nicht geschafft haben und den Tag der Rettung nicht mehr erleben durften. Und wir denken an die, die nie die Chance auf Rettung haben werden. An jährlich über 45 Millionen Legehennen in Deutschland, an Milliarden von Hennen weltweit, die nach einem qualvollen Jahr in der Massentierhaltung für die Eierindustrie ihr Leben geben müssen, ehe sie jemals etwas hatten, was man mit Recht ein Leben nennen könnte.

Nach diesem Beginn stehen uns für 2018 viele Rettungen bevor. Neben den bekannten Betrieben, von denen wir regelmäßig die ausgedienten Tiere abholen, haben wir noch zwei weiteren, neuen Betrieben die Übernahme der Hennen zugesagt. Helft uns und bleibt an unserer Seite, damit wir so viele Tiere retten können, wie nur möglich ist.

Herzliche Grüße
Euer Team von

Rettet das Huhn e.V.
Postfach 100 827

38408 Wolfsburg 

 

Spendenkonto: Rettet das Huhn e.V.   

IBAN: DE 8046 0500 0100 0127 0040   

BIC: WELADED1SIE

Wir sind ein als gemeinnützig anerkannter eingetragener Verein. 

Spenden fließen zu 100% in unsere Arbeit für die Tiere und können steuerlich abgesetzt werden. 

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Ein Tier zu retten verändert nicht die ganze Welt - 

aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier​ 

www.rettetdashuhn.de

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